Texel gehört zur Kette der westfriesischen Inseln, die sich entlang der friesischen und nordholländischen Küste zieht. Ihr nördlicher Nachbar ist Vlieland, südwestlich liegt nur noch die kleine unbewohnte Sandbank Noorderhaaks, von Texel durch das enge Seegatt Molengat getrennt. Im Gegensatz zu den übrigen Inseln, deren Längsachse eher in Ost-West-Richtung zeigt, ist Texel nord-südlich orientiert, sodass die Westküste an der offenen Nordsee, die Ostküste am Wattenmeer liegt. Auf dem Festland liegen ihr der Hafen von Den Helder auf der südlichen Seite des Marsdieps und der Abschlussdeich, der das IJsselmeer von der Nordsee trennt, gegenüber. Texel gehört zwar geographisch zu den Westfriesischen Inseln, politisch aber nicht zur Provinz Friesland, sondern zu Noord Holland. Ebenso unterscheidet sich die Entstehung der Insel Texel von der der anderen Watteninseln. Sind Letztere das Produkt wandernder Dünen im Watt, so ist Texel ein verwittertes Überbleibsel aus eiszeitlichen Geestablagerungen, ein Stück Geschiebemergel in der See. Der Hoge Berg bei Oudeschild (15 Meter) ist ein Relikt aus der Entstehungsepoche und keine Düne. Die Insel ist 23,7 km lang und 9,6 km breit, ihre Fläche beträgt 169,82 Quadratkilometer. Die Landschaft ist vielfältig („ganz Holland auf einer Insel“). |
Samstag, 30.09.2017: Um 7:00 Uhr nötigt uns der Wecker zum Aufstehen. Bis wir alles gepackt und Wasser aufgefüllt haben ist es kurz vor 11:00 Uhr. Die Strecke ist frei, es ist aber viel los. Wir kommen gut durch den Elbtunnel, bei Bremen stecken wir dann aber doch noch im Stau. Es fängt an zu regnen und hört leider auch nicht mehr auf. Vorbei an Oldenburg und Leer erreichen wir die niederländische Grenze. In Groningen verlassen wir die Autobahn und finden in Lauwersoog auf dem Lauwersmeerplezier den letzten freien Stellplatz mit Meerblick. Mit voller Regenverkleidung machen wir uns zu Fuß auf den Weg zum Hafen. Im Restaurant Schierzicht essen wir Muscheln und Fisch und spazieren anschließend zum Auto zurück. Kurz vor dem Sonnenuntergang findet die Sonne eine Wolkenlücke und taucht die Küste in ihr schönes Abendlicht.
Sonntag, 01.10.2017: Der Tag begrüßt uns mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Wir machen auf dem Stellplatz noch ein paar Fotos und machen uns dann auf den Weg. In Leeuwarden können wir tanken und in Franeker, das als ein Juwel unter den Städten Frieslands gilt, bummeln wir entlang der Grachten durch die Altstadt. Über den 32 km langen Afsluitdijk, der das Ijsselmeer von der Waddenzee trennt, fahren wir von Friesland nach Noord-Holland. In Den Helder müssen wir 45 Minuten auf die Fähre nach Texel warten und nutzen die Zeit für eine Mittagspause. In nur 20 Minuten kommen wir nach Texel und bekommen in De Koog auf dem riesigen Campingplatz Kogerstrand den letzten freien Stellplatz. So müssen wir uns morgen noch eine neue Bleibe suchen. Nachdem wir uns eingerichtet haben spazieren wir durch den kleinen Ort, dem man es ansieht, dass er das touristische Zentrum von Texel ist. Da gefällt uns der anschließende Spaziergang am Strand schon besser. Über das Gelände des Campingplatzes gehen wir zum Auto zurück. Nach dem Abendessen sehen wir uns einen Film auf DVD an.
Montag, 02.10.2017: In der Nacht rüttelt der Sturm am Auto, so dass wir beide nicht besonders gut schlafen können. Wir verlassen den Campingplatz und finden nur wenige 100 m weiter auf dem Kampeerterrein De Shelter einen Platz für die nächsten beiden Nächte. Nachdem wir uns eingerichtet haben, machen wir die Räder startklar und verlassen De Koog in nördlicher Richtung. Einen ersten Stopp machen wir am Moai-Standbild vor der Eiland Galerij. Zu Ehren von Jakob Roggeveen, der 1722 von Texel aus aufbrach und die Osterinseln entdeckte, wurde 250 Jahre später ein Moai-Standbild errichtet um an die Beziehungen zwischen Rapa Nui und Texel zu erinnern. Entlang der Naturschutzgebiete De Slufter und Dünen von Eierland fahren wir zum Leuchtturm von Texel. In De Cockdorp, dem nördlichsten der sieben Dörfer Texels, stärken wir uns im Restaurant ´t Bikkelement mit Apfelkuchen und Cappuccino. Auf der Ostseite der Insel fahren wir vorbei an den Naturschutzgebieten De Schorren und Utopia südwärts. An der Windmühle Het Noorden, die 1878 errichtet wurde und zu den größten Mühlen Nordhollands gehört, verlassen wir die Küste. Wir sehen uns mit Osterend und De Waal noch zwei weitere Dörfer an und fahren gegen den starken Gegenwind zurück nach De Koog. Nach 40,4 km und zweieinhalb Stunden reiner Fahrtzeit sind wir etwas erschöpft wieder beim Auto. Nach einer Pause machen wir uns zu Fuß auf den Weg nach De Koog und kaufen bei einem Lidl noch ein paar Sachen ein. Dank des schnellen Internets des Platzes beenden wir den Tag mit einem Film aus der ZDF-Mediathek über das iPad.
Dienstag, 03.10.2017: Heute geht es mit den Rädern in Richtung Süden. Durch das langgezogene Waldgebiet De Dennen kommen wir nach Den Hoorn. Der hübsche kleine Ort wird überragt von der Kirche mit ihrem weißen Turm, der auch als Seezeichen genutzt wurde. Unterwegs sehen wir einige der charakteristischen Scheunen, die so aussehen, als ob eine Hälfte fehlt. Unser nächstes Ziel ist das Fort de Schans an der Ostküste. Es wurde im Jahr 1572 angelegt mit dem Zweck, den Zugang zur Meerenge Marsdiep (zwischen Texel und dem Festland) zu sichern und die Texeler Schiffsflotte vor den Spaniern zu schützen. Wenig später erreichen wir mit Oudeschild den einzigen echten Hafenort der Insel. In einer kleinen Galerie sehen wir uns die ausgestellten Bilder an. Wir stellen die Fahrräder ab und begeben uns zu Fuß auf einen Bummel durch den Hafen von Oudeschild. Im Vispaleis essen wir Matjesbrötchen. Der Fisch ist auch sehr lecker, nur das wabbelige Hot-Dog-Brötchen macht den Gesamteindruck leider wieder zunichte. Auf dem Weg nach Den Burg kommen wir an der Texeler Brauerei vorbei. Ein etwas kräftigerer Schauer zwingt uns zum Überziehen der Regenhosen. In Den Burg spazieren wir durch die lebhafte Innenstadt und kaufen für Geli eine Flasche Texels Goudkoppe und für uns beide eine kleine Flasche Juttertje, einen auf der Insel produzierten Kräuterlikör. Nach 34,3 km sind wir wieder am Auto. Ich bin ziemlich kaputt und muss feststellen, dass tägliche längere Radtouren nichts für mein rechtes Knie sind. Nach einer längeren Pause machen wir uns noch einmal zu Fuß auf den Weg und kaufen in De Koog noch etwas ein. Über das iPad sehen wir uns den Film „Willkommen bei den Honeckers“ live in der ARD an.
Mittwoch, 04.10.2017: Heute nehmen wir das Auto. Unser erstes Ziel ist noch einmal die Eiland Galerij, die heute geöffnet hat. Der Künstler Niek Welboren öffnet uns und erzählt uns etwas über das alte Schulhaus und die Malereien von ihm und die Keramiken seiner Frau Kerstin Edelmann, die in Neustadt geboren wurde. Ein Ordner mit weiteren Informationen dient uns als Führer, zunächst durch das Gebäude und später auch durch den Garten. Niek Welboren reiste 1992 nach Rapa Nui und stellte den Kontakt zu dem Bildhauer Bene Aukara Tuki Pate her, der dann 1993 die Skulptur „Der Träumer von Rapa Nui“ geschaffen hat. Im Garten treffen wir auf Kerstin Edelmann und kommen auch mit ihr ins Gespräch. Hier stehen viele ihrer Skulpturen, die als zentrales Motiv die Spirale, als Urform von Leben und Entwicklung, haben. Einen weiteren Stopp machen wir am Nationalpark Duinen van Texel, wo wir durch das Naturschutzgebiet De Muy bis zur Küste wandern. Vorbei an grasenden Galloway-Rindern durchqueren wir mehrere Dünenreihen. Am Strand weht uns der Sand bis ins Gesicht, da der ohnehin schon starke Wind der letzten Tag heute noch mehr zugenommen hat. Wir gehen noch ein Stück am Strand entlang und kehren dann auf dem gleichen Weg zum Auto zurück. Am Leuchtturm übersehe ich beim Einparken einen Stein und reiße das vordere Nummernschild ab. In einem Café stärken wir uns mit Blick auf den Leuchtturm mit Cappuccino und Kuchen, bevor wir auch hier noch einen Strandspaziergang unternehmen. Von hier aus reicht der Blick bis zur nördlichen Nachbarinsel Vlieland. Hier können wir F16-Bomber der niederländischen Luftwaffe bei ihren Übungsflügen beobachten, wobei sie sogar Bomben abwerfen. Wir sehen nur die schwarzen Rauchwolken aufsteigen und lesen später im Internet, dass hier 500 kg Bomben abgeworfen werden. Auf dem Parkplatz am Strand reparieren wir den Nummernschildhalter und fahren zurück zum Campingplatz nach De Koog. Hier sichere ich das Nummernschild zusätzlich mit Klebeband und wir machen im Auto eine ausgiebige Pause. Auch heute gehen wir noch einmal zum Einkaufen in den Ort und beenden den Tag mit einem Film von einer DVD.
Donnerstag, 05.10.2017: In der Nacht regnet es heftig und auch der Sturm legt noch weiter zu. Wir machen uns auf den Weg zur Fähre und kommen ein paar Minuten zu spät für die 11:00 Uhr Fähre. So müssen wir eine Stunde auf die nächste Überfahrt warten. Wir machen einen kleinen Spaziergang über das Hafengelände und lesen Zeitung. Von Den Helder fahren wir nach Alkmaar, wo wir in der Nähe des Zentrums einen Parkplatz finden. Über 400 denkmalgeschützte stehen in der schönen Altstadt und wir bummeln gemütlich durch das wirtschaftliche Zentrum der Region. Ein kleiner Käse findet den Weg in unseren Vorrat. Im Yachthafen von Volendam finden wir einen schönen Stellplatz direkt am Ijsselmeer. Wir warten im Auto einen kräftigen Schauer ab und machen uns dann zu Fuß auf den Weg. Das ehemalige Fischerdorf ist zwar heute sehr touristisch aber hat auch immer noch einen gewissen Charme. Am Abend kommt ein Mitarbeiter des Yachthafens zum kassieren (14 € für einen Platz mit Strom und Entsorgung).
Freitag, 06.10.2017: Auch in dieser Nacht gibt es immer wieder einen Schauer. Wir machen uns mit voller Regenmontur mit den Rädern auf den Weg nach Edam. In dem schönen kleinen Ort gibt es noch viele Häuser aus dem 17. Jahrhundert. Wie der Edamer Käse schon vermuten lässt, hat sich auch der Käsehandel bis heute in Edam gehalten. Wir kaufen drei kleine Käse-Laibe in unterschiedlicher Geschmacksrichtung und fahren zurück nach Volendam. Nach 16 km sind wir wieder am Auto und machen uns startklar. Unser nächstes Ziel ist das nur 25 km entfernte Hoorn. Leider hat der Stellplatz am Yachthafen bereits geschlossen und wir können hier nur parken, um uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt zu machen. Im 16. Jahrhundert war Hoorn die bedeutendste nordholländische Stadt und Ausgangspunkt vieler bedeutender Expeditionen. Willem Schouten umsegelte von hier aus die Südspitze von Amerika und benannte sie nach seiner Heimatstadt „Kap Hoorn“. Abel Janszoon Tasman entdeckte von Hoorn aus Neuseeland und Tasmanien. Noch heute ist durch die prachtvollen Bauten etwas von diesem einstigen Ruhm zu spüren. Der Hoofdtoren schützt als mächtiger Turmbau den Zugang zum Hafen. Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Rode Steen, der ehemalige Käsemarkt, mit schönen Bürgerhäusern aus dem 16. Und 17. Jahrhundert. Den Campingplatz in Wijdenes, den wir uns ausgesucht haben, gibt es nicht mehr. So landen wir schließlich auf De Kampeertuin, einem kleinen Campingplatz auf einem Obsthof. Auch heute hatten wir mit dem Wetter wieder viel Glück. Es hat zwar immer wieder einen Schauer gegeben, aber zwischendurch gab es auch zahlreiche sonnige Abschnitte.
Samstag, 07.10.2017: Es regnet auch in der Nacht weiter. Im strömenden Regen machen wir uns startklar. Die Obstwiese ist so aufgeweicht, dass wir es nicht aus eigener Kraft schaffen, den Stellplatz zu verlassen. Der Obstbauer zieht uns mit einem kleinen Trecker bis zu einem befestigten Weg. Wir parken den Roadrunner am Hafen von Enkhuizen und bummeln in voller Regenmontur durch den schönen Ort. Wie in Hoorn das Hoofdtoren, so schützt in Enkhuizen das Drommedaris genannte Torgebäude aus dem Jahr 1540 den Hafen. In einer Bäckerei kaufen wir Brot und Kuchen und machen uns auf den Rückweg zum Auto. Wir fahren auf dem 28 km langen Markerwaarddijk quer durch das Ijsselmeer nach Lelystad. Der Deich (eigentlich ein Damm) wurde zwischen 1963 und 1976 errichtet und trennt das Ijsselmeer vom Markermeer (auch als das südliche Ijsselmeer bekannt). Auf dem Weg zu unseren Ziel Giethoorn werden wir Opfer unseres alten Navis, das die neuen Straßen nicht kennt. So verpassen wir den direkten Weg und fahren schließlich einen Umweg von 30 km. Hier ist wohl eine Reinvestition fällig. In Giethoorn können wir tanken und unsere Vorräte auffüllen. Auf dem Stellplatz am Yachthafen De Zuiderkluft finden wir einen Platz auf Schotter, der ein weiteres Festfahren unmöglich macht. Es regnet den ganzen Tag weiter, so dass wir den Besuch des „Venedig des Nordens“, wie Giethoorn aufgrund seiner vielen Grachten genannt wird, auf morgen verschieben. Geregnet hat es heute genug, hoffentlich wird es morgen wieder besser.
Sonntag, 08.10.2017: Das „Aussitzen“ des schlechten Wetters hat sich gelohnt. Heute ist es trocken und ab und zu kommt sogar die Sonne durch. Wir machen die Räder startklar und machen uns auf Erkundungstour durch das „Venedig des Nordens“. Giethoorn ist wirklich zauberhaft. Reetgedeckte Häuser, wunderschön gepflegte Vorgärten und zahlreiche Kanäle machen Giethoorn zum romantischten Dorf der Niederlande. Das eigentliche Dorf ist autofrei und lässt sich am besten zu Fuß, per Rad oder Boot erkunden. Kein Wunder, das die Geo-Redaktion am 04.04.2017 Giethoorn zum „Traumort des Tages“ erwählt hat. Wir genießen unseren Bummel, müssen im Dorf mehr schieben als das wir fahren können und halten immer wieder an, um die Kameras zu zücken. Nach knapp 2 Stunden und 8 km sind wir wieder am Auto und machen uns startklar. Nördlich von Meppel erreichen wir die Autobahn und fahren an Emmen vorbei zurück nach Deutschland. Vorbei an Papenburg, Leer, Emden und Norden fahren wir nach Norddeich und finden auf dem Parkplatz des Erlebnisbades Ocean Wave einen Stellplatz für die Nacht. Auch hier besteigen wir noch einmal die Fahrräder und fahren ein durch den kleinen Badeort und am Deich entlang. Dabei fällt unser Blick auf die vorgelagerten Inseln Juist und Norderney, die wir uns irgendwann auch noch einmal ansehen werden. Nach knapp 10 km sind wir zurück am Auto.
Montag, 09.10.2017: Direkt nach dem Frühstück schwingen wir uns wieder auf die Räder und fahren am Deich entlang, in die andere Richtung. Nach knapp 14 km sind wir wieder zurück. Beim Bezahlen des Stellplatzes stellt sich heraus, dass Schwerbehinderte mit ihrem Wohnmobil zwei Nächte kostenlos stehen können. So müssen wir nur die Kurabgabe für Geli in Höhe von 2,50 € bezahlen. Wir machen uns startklar und fahren über Bundesstrassen vorbei an Aurich, Friedeburg, Varel und Loxstedt nach Bremervörde. Hier tanken wir uns füllen unsere Vorräte auf, ehe es auf die letzten Kilometer bis zu unserem heutigen Etappenziel nach Stade geht. Der Stellplatz ist recht gut besucht, es gibt aber noch genug freie Plätze. Nach der langen Fahrerei unternehmen wir einen ausgiebigen Bummel durch die Stadt und essen ein Eis. Als wir wieder am Auto sind fängt es an zu regnen – Schwein (Eberhard) gehabt.
Dienstag, 10.10.2017: Aufgrund mehrerer Staus auf der A7 beschließen wir den Umweg über die Elbfähre zu nehmen. Wir müssen eine halbe Stunde auf die nächste Fähre warten, kommen ansonsten aber gut durch. Um kurz vor 14:00 Uhr sind wir wieder zuhause und entladen das Auto. Veronika und Günther sind ebenfalls heute in Kiel angekommen und stehen auf dem Stellplatz am Kanal. Ich fahre hin und hole sie ab. Gemeinsam verbringen wir einen schönen Abend zum Ausklang unseres Urlaubs.
Die Insel Texel und der nördliche Teil der Niederlande haben uns sehr gut gefallen. Hierher werden wir noch einmal im Frühling zurückkehren, wenn die Tulpen blühen und die Landschaft in ein buntes Farbenmeer verwandeln. |